Das Arbeitsbewältigungs-Radar ist ein Instrument, dass es Unternehmen und Organisationen erlaubt, gezielt an ihrem Haus der Arbeitsfähigkeit zu bauen. Das Radar besteht aus zwei aufeinander aufbauenden Elementen. Mit dem Fragebogen Arbeitsbewältigungs-Personen-Radar (APR) wird die individuelle Situation erhoben, mit dem Arbeitsbewältigungs-Betriebs-Radar (ABR) kann im betrieblichen Workshop schnell und zuverlässig ein praktischer Konsens hergestellt werden, der zu gezielten gemeinsamen Handeln führt.
Das Arbeitsbewältigungs-Personen-Radar (APR)
Das „Arbeitsbewältigung-Personen-Radar“(APR) umfasst 23 Fragen, die auf der Grundlage des Konzeptes des Hauses der Arbeitsfähigkeit entwickelt wurden. Die Fragen beziehen sich auf folgende Dimensionen:
- Gesundheit und funktionale Kapazität
– Einschätzung des Gesundheitszustandes und der Leistungsfähigkeit in Bezug auf die Arbeit - Kompetenz
– Einschätzung der fachlichen Kompetenzen und der Möglichkeit ihrer Weiterentwicklung im
Arbeitskontext - Werte, Einstellungen und Motivation
– Einschätzung der Betriebs- und Vertrauenskultur, Werte, Einstellungen und Motivation - Arbeit, Arbeitsumgebung und Führung
– Einschätzung zur Organisation der Arbeitsabläufe, zum Führungsverhalten und zur
Teamsituation - Familie und persönliches Umfeld
– Familie, Freunde, Hobbys und Arbeit: wie passt das alles zusammen? - Geschätzte Arbeitsbewältigungsfähigkeit (WAE)
Der Fragebogen ermöglicht eine Selbsteinschätzung des aktuellen Wohlbefindens bei der Arbeit (Works Well-Being Index, WWBI) und ermittelt die geschätzte Arbeitsbewältigungsfähigkeit (Work Ability Estimate). Im WWBI werden neben den Aspekten aus den vier Etagen des Hauses der Arbeitsfähigkeit auch die zur Gestaltung der Balance zwischen Privat- und Berufsleben erfasst.[1]
Die Fragen sind den Stockwerken des Hauses der Arbeitsfähigkeit zugeordnet, so dass man neben dem WWBI und dem WAI für jedes Stockwerk (aus dem Durchschnitt der Ergebnisse der zugehörigen Fragen) eine eigene Auswertung erhält. Diese Auswertung ist Basis des betrieblichen Workshops zur Zielvereinbarung und Maßnahmenplanung, das Arbeitsbewältigungs-Betriebs-Radar.
Arbeitsbewältigungs-Betriebs-Radar (ABR)
Die Ergebnisse aus der Beantwortung dieses Fragebogens werden im Arbeitsbewältigungs-Betriebs-Radar (ABR) aufgenommen und von einer paritätisch besetzten Steuerungsgruppe in einem beteiligungsorientierten Dialogprozess bearbeitet. Dabei wird eine Rangfolge der Maßnahmen und Zielvorgaben erstellt, mit denen die Arbeitsfähigkeit wirksam gefördert und das Work Well-Being der Beschäftigten unterstützt werden kann. Diese Steuerungsgruppe besteht aus Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretungen, PersonalentwicklerInnen, ExpertInnen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Neben den Daten aus dem ABR kann die Steuerungsgruppe zusätzlich die Erfahrungen aus vorangegangenen Projekten und das informelle betriebliche Wissen (tacit knowledge) der Mitglieder nutzen.
Mit einem Minimum an Fragen, die sich direkt auf die Stockwerke beziehen, können sich auch kleine und mittlere Unternehmen auf eine solide Datenbasis stützen und damit beginnen, das Haus der Arbeitsfähigkeit im Betrieb gemeinsam zu bauen.
Der entwickelte Fragebogen erfüllt die statistischen und methodischen Gütekriterien entsprechend dem Arbeitsbewältigungsindex[1].
Für die Fragen liegen Referenzwerte vor, die an 5250 Beschäftigten in 50 finnischen Betrieben ermittelt wurden.
Der gesamte Prozess wird von qualifizierten Beratungspersonen durchgeführt, die Experten/innen für die Fragen der Arbeitsbewältigungsfähigkeit und des Works-Well-Being Index sind und die Moderation des betrieblichen Dialogprozesses beherrschen.[2]
So wird mit diesem Instrument gearbeitet: Weiter
[1] s. Arbeitsleben 2025, Kapitel 1.5.2, S. 103ff. und 1.5.4, S. 140ff. Das Instrument ist in der Zeitschrift Ergomics ausführlich beschrieben Quelle: http://dx.doi.org/10.1080/00140139.2015.1005167. Sie finden den Text hier zum Download.
[2] Die Beschreibung des Arbeitsbewältigungs-Radars ist entnommen: Arbeitsleben 2015.